Kimsooja: Thread Roots

Kimsooja: “Tread Roots”installation of 6 large linen canvases and 6 linen bundles made for the exhibition in Leiden; photo Beatrijs Sterk

Kimsooja Tread Roots

Kimsoojas erste Ausstellung in den Niederlanden findet vom 2. März bis 21. Juli 2024 im Museum Lakenhal (Tuchhalle) in Leiden statt, der niederländischen Stadt, die im 17. Jahrhundert das umsatzstärkste Textilzentrum der Welt war. Die Auswahl an Stoffen war riesig. Heimarbeiter versponnen und verwebten importierte Wolle, Baumwolle und Flachs zu mehr als 180 verschiedenen Stoffarten, entweder in Unifarben oder mit einfachen bis hochkomplexen Mustern. Die außergewöhnliche Qualität der in Leiden hergestellten Wollstoffe und anderen Stoffe wurde weltweit anerkannt. Um die Qualität zu gewährleisten, richtete der Stadtrat sieben Inspektionshallen ein, die jeder Stoffart gewidmet sind. Die wichtigste davon, die Lakenhal (Tuchhalle), wurde 1641 eröffnet. Hier im Siegelraum erhielt das geprüfte Tuch ein Markenzeichen: ein Siegel aus Bleituch. Nach der Punzierung verließ es die Tuchhalle und wurde in den Niederlanden und im Ausland gehandelt.

Kimsooja ist eine koreanische Künstlerin, die für ihre Installationen bekannt ist, in denen Textilien eine Schlüsselrolle spielen. Ich hatte ihre Arbeiten auf der Kunst- und Textilausstellung in Wolfsburg/2014 und auf der Documenta 2017 in Kassel gesehen, beide in Deutschland. Verwurzelt in koreanischen Traditionen verbindet sie persönliche Geschichten mit universellen Themen wie Heimat – Migration und Mobilität. Sie webt Grenzen zwischen Menschen und Individuen, zwischen Gesellschaft und Geschichte, Vergangenheit und Gegenwart, Natur und Universum, Energie und Intuition.

In ihrer aktuellen Ausstellung „Tread Roots“ untersucht Kimsooja die Rolle, die ihr kulturelles Erbe in ihrer Entwicklung als Künstlerin und in Bezug auf die Sammlung des Museum De Lakenhal spielt. Diese Sammlung überrascht mit vielen Musterbüchern der hier gehandelten Textilien, von denen das teuerste der schwarze Wollstoff war, der mehrmals gefärbt und gefilzt wurde, um wasserdicht zu werden und mehr als ein Leben lang haltbar ist.

Kimsoojas Ausstellung vereint aktuelle Installationen und einige ihrer ikonischen Arbeiten, ihr traditionelles koreanisches Wickeltuch „Bottari“, das zum Tragen von Gegenständen verwendet wird. In ihrer Arbeit für Leiden werden die Stoffbündel auf abstrakte Elemente reduziert, wobei nur die unsichtbaren getragenen Kleidungsstücke in den Bündeln auf die Anwesenheit einer Person hinweisen. Sechs große Leinwände werden zusammen mit sechs Leinenbündeln als Installation ausgestellt. Die Leinwände beziehen sich auf Gemälde, mit denen Kimsooja begann. Als Link zur Vergangenheit sind in den ältesten Räumen des Museums die traditionellen bunten „Bottaris“ ausgestellt.

Außerhalb des Museums gab es eine weitere Installation von Kimsooja, die aus einigen eisernen Halbkreisen über dem Wasser bestand und bei Nacht im Spiegelbild volle Kreise bildete. Der Titel lautete „To Breath“ und die Installation wird in den nächsten drei Jahren ausgestellt. Während meines Besuchs war es ein grauer und regnerischer Tag und leider konnte die Magie nicht auf Fotos festgehalten werden, deshalb zeige ich eines der bei Nacht aufgenommenen Pressebilder.

Insgesamt war ich ein wenig enttäuscht, dass ein Künstler, den ich so sehr mochte, solch sehr reduzierte, fast abstrakte Arbeiten geschaffen hat. Aber natürlich ist sie die Künstlerin und ich nur der Betrachter, der gerne mehr von ihrer farbenfrohen Arbeit sehen möchte!

Kimsooja: “Tread Roots”installation of 6 large linen canvases and 6 linen bundles made for the exhibition in Leiden; photo Beatrijs Sterk
View at the Kimsooja exhibition, colorful bottari bundles in the oldest rooms of the museum; photo Beatrijs Sterk
Kimsooja: “Botta”, these colorful bundles represent earlier work, exhibited in the oldest part of the museum ; photo Beatrijs Sterk
Kimsooja, photo of her wrapping cloths on a human figure; photo Beatrijs Sterk
Kimsooja “To Breathe”, installation near the Lakenhall Museum; photo Axel Vervoordt.com