
Triptych – Great, Greater, Greatest
Im Frühjahr 2025 öffnete sich in den Niederlanden die Welt von Magdalena Abakanowicz (1930–2017). Die polnische Künstlerin zählt zu den bedeutendsten des 20. Jahrhunderts: Mit ihren monumentalen Skulpturen und Installationen prägte sie die Kunstgeschichte, thematisierte Fragen von Mensch, Natur und Gesellschaft und inspirierte Generationen von Künstlerinnen und Künstlern. Sie gilt als Begründerin der Installationskunst und erhob Textil zur eigenständigen Kunstform.
Vom 18. April bis 24. August 2025 widmeten das TextielMuseum in Tilburg, das Noordbrabants Museum in ’s-Hertogenbosch und das Provinciehuis Noord-Brabant ihr eine gemeinsame Ausstellung – unterstützt von zahlreichen Partnern, um Abakanowicz auch in den Niederlanden die ihr gebührende Bühne zu geben. Im Herbst erscheint im Noordbrabants Museum zudem ein reich bebilderter Katalog (erhältlich ab November 2025 bei Amazon, 40 Euro) .
Provinciehuis Noord-Brabant – Bois le Duc
Das größte Werk von Abakanowicz befindet sich in Brabant: „Bois le Duc“, ein Ensemble aus 19 gewebten Paneelen, je über 7 Meter hoch und 22 Meter breit. Dieses monumentale Werk wurde speziell für den Saal des Provinciehuis, entworfen von Huig Maaskant, geschaffen.
Het Noordbrabants Museum – Human Nature
Abakanowicz’ Werk entstand im Schatten des Zweiten Weltkriegs und unter sowjetischer Herrschaft. Themen wie Freiheit, Unterdrückung und die fragile Balance zwischen Mensch und Natur durchziehen ihr Œuvre. 1971, nach der Begegnung mit dem Club of Rome, nahm sie auch den Klimawandel in ihr Denken auf.
Das Museum stellt ihre Arbeiten in einen Dialog mit zeitgenössischen Künstlern wie Anish Kapoor, Kimsooja, Marlene Dumas und Kader Attia. Ergänzt wird die Schau durch eine Tanzperformance von Nicole Beutler sowie einen neuen Film von Kristina Benjocki und Stijn Verhoeff.
TextielMuseum – Everything is made of fiber
Bis zum 21. September 2025 zeigte das TextielMuseum Abakanowicz’ textile Welt: monumentale Skulpturen aus Fasern, die Kunst und Natur verschmelzen lassen. Ihre Faszination für Texturen und Materialien führte sie vom Weben über Körperdarstellungen hin zu raumgreifenden Installationen – Pionierleistungen der Installationskunst.
Die Ausstellung gibt Einblicke in ihren Arbeitsprozess. Ihr Atelier in Warschau ist bis heute erhalten, betreut von ehemaligen Assistenten. Ein begleitender Film, dort gedreht, verdeutlicht Abakanowicz’ einzigartige Arbeitsweise.
“Art will remain the most astonishing activity of mankind, born out of struggle between wisdom and madness, between dream and reality.” – Magdalena Abakanowicz
Persönliche Anmerkungen
Ich besuchte die drei Ausstellungen beginnend in Tilburg, wo die Installationen von Marta Kowalewska, Kuratorin am Zentralmuseum für Textilien in Łódź, kuratiert wurden, die die Räume in geheimnisvollem, dunklem Licht gehalten hatte. Ich hatte die beiden großen Ausstellungen zu den Textilien von Abakanowicz (https://www.textile-forum-blog.org/2018/02/metamorphism-magdalena-abakanowicz/) ein Jahr nach ihrem Tod im Jahr 2017 gesehen und war daher mit ihrer Art der Präsentation vertraut. In Tilburg war die Installation intimer und kleiner, hatte aber das Wesen von Abakanowicz’ Werk eingefangen!
Diese Textilkunstwerke wurden einst nur als Handwerk angesehen, und Abakanowicz selbst bedauerte das. Sie sagte über ihren Erfolg:„Abakans brachten mir weltweiten Ruhm, aber sie waren auch eine Last, wie eine Sünde, die man nicht gestehen kann. Denn das Weben verschloss die Türen zur Welt der Kunst.“(1.)
Was ich über ihren Umgang mit Kolleginnen und Kollegen aus der Textilkunst hörte, war, dass sie stets auf Distanz blieb – vielleicht, um nicht nur als Textilkünstlerin wahrgenommen zu werden. Aber es gab noch weitere bekannte Textilkünstler wie Jolanta Owidzka und Wojciech Sadley und weiteren, die zusammen mit Abakanowicz vom internationalen Publikum als „Polnische Textilkunst“ wahrgenommen wurden. Als sie schließlich mit 40 Jahren ihr eigenes Atelier einrichten konnte, beschloss sie, das Thema zu wechseln und nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten zu suchen (2).
In ihrer Ausstellung in Tilburg war alles Textil und frühes Werk, während die Ausstellung im Noordbrabants Museum in Den Bosch auch einige Textilarbeiten (z. B. Red Abakan), aber vor allem ihre skulpturalen Werke wie die „Crowd“, die „Mutants“ (beide aus Jute und Epoxid), die „Black Balls“ und „Anasta“ (aus Holz und Eisen) zeigte. Obwohl mir die Werke gefielen, gab es nicht eine so starke Einheit in der Ausstellung als Ganzes. Zudem wurden Werke auf Papier von Anish Kapoor, Kimsooja, Marlene Dumas und Kader Attia hinzugefügt – was für mich nicht so viel Sinn ergab. Sollten diese Künstler zeigen, dass sie in diese Kategorie gehört? Das war ohnehin offensichtlich! In Tilburg hingegen wurden niederländische Textilkünstler derselben Zeit gezeigt, was für mich mehr Sinn ergab, da man sehen konnte, wie weit Abakanowicz ihrer Zeit voraus war.
Die eigentliche Überraschung war das Werk Bois le Duc, bestehend aus 19 Wandteppichen, die eine ganze Wand des Bois le Duc-Saal in einem offiziellen Gebäude der Provinz bedeckten. Über 100 Besucherinnen und Besucher waren dort, um ein Werk zu sehen, das noch nie zuvor ausgestellt worden war – das größte, das Abakanowicz je geschaffen hat. Persönlich fand ich es nicht ihr allerbestes Werk, vielleicht auch, weil es als „angewandte Kunst“ diente (die roten Stühle in schrecklicher Farbe konnte man nicht übersehen)! Das gesamte Gebäude war voller Textilkunst, die Architekt Maaskant auf der Biennale von Lausanne entdeckt hatte. Ich sah ein großes Werk von Sheila Hicks und eine riesige, wunderbare Textilcollage von Krijn Giezen, einem niederländischen Textilkünstler. Schade, dass wegen der begrenzten Zeit nicht mehr zu sehen war.
Alles in allem lohnte sich die zweitägige Reise, um die größte Ausstellung von Magdalena Abakanowicz in den Niederlanden zu sehen! Ich hätte sie nicht verpassen dürfen.
Beatrijs Sterk
1.Abakanowicz, Abakany, in: Magdalena Abakanowicz, Centrum Sztuki Współczesnej Zamek Ujazdowski, Warschau 1995, S. 28.
2.Magdalena Abakanowicz, Fate and Art, Monologue, Skira, Mailand 2008, S. 66)






















