Le Radici sono Importanti – Roots are Important

Jonatan E.Jurkowski: “Whoever throws the first stone won’t hurt their foot”, black stones made of old clothes, their weight varies so that you can notice how even a stone that seems identical can have a different weight, just like our problems or burdens; photo Beatrijs Sterk .

Le Radici sono Importanti – Roots are Important – Ausstellung von Jonatan E. Jurkowski

Diese Ausstellung eines jungen Künstlers, der bei der letzten Young Textile Art Triennial (YTAT) einen Preis gewonnen hat, fand im Book Art Museum in Łódź statt – einem Museum, das gemeinsam vom Kulturministerium und einer privaten Stiftung betrieben wird, in einer alten Villa, die noch immer den Charme des Łódź bewahrt, wie ich es bei meinem ersten Besuch in den 1980er Jahren erlebt habe. Der Künstler hat hier sechs Jahre lang gearbeitet und hatte sogar sein „Atelier“ auf dem Dachboden eines Nachbargebäudes, wo er auch die preisgekrönten Werke „Mandorla for Earth and Heaven“ und „Mandorla for Heaven and Earth“ schuf – eine Hommage an drei seiner Angehörigen, die er während der Pandemie verlor. Das erste Werk war ein aus Naturzweigen gefertigtes Boot, umwickelt mit schwarzen Fäden – ein symbolisches Boot, das den Fluss überquert, der im griechischen Totenreich die Lebenden von den Toten trennt. Das zweite Werk hat einen Hintergrund aus gestricktem schwarzem Papier, bestickt mit schwarzem Sisal und verschiedenen Materialien, wodurch es schwerer wirkt, als es tatsächlich ist.

In dieser Ausstellung wurde das papiergestrickte Werk von zwei großen weißen Arbeiten in derselben Technik begleitet. „Lazarus“ und „Harranu isi“ thematisieren die Wiederkehr des Künstlers ins Leben. In seinen eigenen Worten: „Drei Menschen zu verlieren brachte mich an einen Punkt, an dem ich dachte, ich würde mich vielleicht nie erholen, aber das Gestalten dieser Werke ließ mich erkennen, dass ich noch am Leben bin, dass ich noch etwas zu sagen habe – und deshalb war das erste Werk, das ich nach dem schwarzen fertigte, weiß, weil ich die Gedanken an den Tod irgendwie verarbeitet hatte und entschied, dass es wichtig ist, ins Leben zurückzukehren.“

Im Gegensatz zur Łódź Triennale, bei der jedes Werk eine schriftliche Erklärung hatte, die oft wichtiger schien als die Werke selbst, gab es hier nur die Titel der Arbeiten auf einem zusätzlichen Blatt. So möchte der Künstler, dass wir die Werke selbst betrachten und sie für sich sprechen lassen. Jeder Besucher dürfte die spirituelle Atmosphäre und die häufig christlichen Symbole bemerkt haben, doch die Besucher drangen nicht unbedingt zum genauen Sinn jeder Arbeit vor. Einige fragten, ob das schwarze Werk zusammen mit den beiden weißen von Christus und zwei weißen Sündern handle – und warum Christus dann schwarz sei? Weitere Hinweise auf Golgatha fanden sich im Zyklus „Trees Without Roots“, in dem der Künstler erneut auf seine verlorenen Angehörigen Bezug nimmt.

Auch viele seiner anderen Werke hatten einen spirituellen Charakter, wie das „Granum Orans“, ein gewebtes Werk mit Perlen, ähnlich Rosenkränzen aus Rosenblättern, sowie das aus Seil gefertigte und mit koreanischer Seide umwickelte Werk „Oreuda“, das sich auf eine koreanische Legende bezieht – zwei Kinder, die an Seilen hinaufsteigen, um Sonne und Mond zu werden. Diese beiden vertikalen Arbeiten sind für den Künstler wie Gebete, in der Hoffnung, dass Besucher den erhebenden Geist spüren, unterstützt hier sogar vom Duft der Rosenblüten. Beide Werke habe ich in ihrer Entstehung gesehen – in Korea während unserer Teilnahme an der Silk Residency, initiiert von Chungie Lee (die er 2023 auf der ETN-Konferenz in Łódź kennengelernt hatte). Später sah ich auch die Entstehung der Perlen aus echten Rosenblättern (wie Rosenkränze ursprünglich gefertigt wurden) während unserer Videotelefonate. In beiden Fällen war es ein Kampf gegen die Zeit und gegen physische Anforderungen. In Korea half auch unsere liebe Lehrerin Gahpran Kim beim Umwickeln der Seile, und bei den Rosenperlen teilte die Mutter des Künstlers die zeitaufwändige Arbeit, jede Perle aus Rosenblätter mit Leim zu formen, zu trocknen und ein Loch hineinzuarbeiten.

Die erste politische Arbeit des Künstlers entstand im März 2025 während seines Aufenthalts für seine Promotion im Seidenmuseum in Tiflis, wo er an den täglichen Protesten teilnahm, die in Georgien noch immer andauern. Der Titel des Werks lautet „Pesvebi“, was „Wurzeln“ bedeutet, und basiert auf einem Gedicht, das er über die georgische Kultur geschrieben hat – eine Kultur, deren Wurzeln so tief reichen, dass selbst wenn man die Pflanzen über der Erde abschneidet, aus den Wurzeln immer neues Leben hervorgeht. Dieses Werk besteht aus mehreren Handstickereien, in denen die reiche georgische Kultur als farbenfrohe Wurzeln dargestellt wird, die von Steinen bedeckt sind und trotz aller Widrigkeiten wieder ausschlagen. Gemeinsam sind diese Stickereien zu einem Textilbuch zusammengefügt, in dem das Gedicht in georgischer Schrift Buchstabe für Buchstabe mithilfe einer Stickmaschine eingestickt wurde.

Ein weiteres textiles Werk bilden die schwarzen Steine aus alten Textilien, hauptsächlich aus alter Kleidung. Dieses Werk wurde in einem komplett dunklen Raum installiert, mit einem Spotlicht auf die Steine und Musik, die eigens für diese Gelegenheit von einer Kollegen des Book Art Museum komponiert wurde. Der biblische Titel „Wer den ersten Stein wirft, wird seinen Fuß nicht daran stoßen“ weist erneut auf seine christliche Herkunft hin. In den Worten des Künstlers: „Es verbindet zwei biblische Zitate: eines aus den Psalmen des Alten Testaments und das andere aus dem Neuen Testament, das sich auf die Steinigung der Maria Magdalena bezieht. Diese Steine, diese textilen Objekte, kommen als Einheit zusammen, und ihr Gewicht variiert, sodass man erkennt, wie selbst ein Stein, der identisch erscheint, ein anderes Gewicht haben kann – so wie unsere Probleme oder Lasten.“ Dieses Werk ist fortlaufend und soll letztlich noch wesentlich größer werden.

Diese Ausstellung hatte all das, was bei der Łódź Textile Triennial, die ich zuvor besucht hatte, fehlte: Hier ging es ganz um Textilkunst, alles von Hand gefertigt, keine modischen Themen – und präsentiert in der magischen Atmosphäre einer alten Villa, die die Zeit überdauert hat. Das alte Gebäude und die altmodischen textilen Techniken des Künstlers passten auf unerwartete Weise wunderbar zusammen. Die ganze Veranstaltung hatte eine sehr erhebende Wirkung auf mich – selbst wenn sie nicht perfekt war, oder vielleicht gerade weil sie es nicht war? Ein im Book Art Museum hergestellter Katalog ist für Anfang 2026 geplant. Eine weitere Ausstellung mit papierworkshop ist für Mai 2026 in Workshop Hannover, Zentrum für kreatives Gestalten geplant.

Jonatan E.Jurkowski with two of his works to the right “Granum Orans”a woven work with beads made of rose petals and “Oreuda”, a white work made ofropes wrapped in Korean silk; photo Beatrijs Sterk
Opening of the exhibition at the Book Art Museum on 10 October 2025; from right Founder of the Museum Jadwiga Tryzno, Jonatan E.Jurkowski, artist, Agnieszka Kowalska-Owczarek, curator and Luca Bernardini, curator ; photo Beatrijs Sterk
Jonatan.E.Jurkowski /PL:”Mandorla for heaven and Earth”, 2022, work has a knitted black paper background embroidered with black sisal and different materials, making it looking heavier than it really is; photo Beatrijs Sterk
Jonatan E.Jurkowski/PL: “Lazarus”, 2023, embroidered with wool on paper knitted background, the theme refers to returning to life after a crisis; photo Beatrijs Sterk
Jonatan E.Jurkowski/PL: “Harranu isi”, 2025, work made out of knitted paper embroidered with white wool; it is about the returning to life of the artist after the death of three relatives due to Covid; photo Beatrijs Sterk
Jonatan.E.Jurkowski /PL:”Oreuda”, 2025, a work made of rope covered in Korean silk depicting a Korean legend about two children who climb up the ropes to become the sun and the moon; photo Beatrijs Sterk
Jonatan E.Jurkowski/PL: “Oreuda”(left) made of ropes in Korean silk, and” Granum orans” A woven work with beads made of rose petals; two vertical works are like prayers for the artist, who hopes that visitors will feel the uplifting spirit, supported in this case by the scent of rose petals; photo Beatrijs Sterk
Jonatan E.Jurkowski/PL: “Oreuda”(left) made of ropes in Korean silk, and” Granum orans” A woven work with beads made of rose petals; two vertical works are like prayers for the artist, who hopes that visitors will feel the uplifting spirit, supported in this case by the scent of rose petals; photo Beatrijs Sterk
Jonatan E.Jurkowski/PL: “Oreuda”(left) made of ropes in Korean silk, and” Granum orans” A woven work with beads made of rose petals; two vertical works are like prayers for the artist, who hopes that visitors will feel the uplifting spirit, supported in this case by the scent of rose petals; photo Beatrijs Sterk ;
“Granum orans”, 2025, detail, a woven work with beads made of rose petals; like rosaries originally used to be made; photo Beatrijs Sterk
Jonatan E.Jurkowski: “Grain “, 2023, hand- knotted net with beans; photo Beatrijs Sterk
Jonatan.E.Jurkowski:”Trees without Roots”, cycle, 2022, watercolor; photo Beatrijs Sterk
Jonatan.E.Jurkowski: „Pesvebi (Roots)“,2025, a textile book in embroidery technique about the situation in Georgia, a country that has such a strong culture that it cannot be suppressed, the colorful roots will stay alive; photo Katarzyna Reszka
Jonatan.E.Jurkowski: „Pesvebi (Roots)“,2025, a textile book in embroidery technique about the situation in Georgia, a country that has such a strong culture that it cannot be suppressed, the colorful roots will stay alive; photo Katarzyna Reszka
Jonatan.E.Jurkowski: „Pesvebi (Roots)“,2025, a textile book in embroidery technique about the situation in Georgia, a country that has such a strong culture that it cannot be suppressed, the colorful roots will stay alive; photo Katarzyna Reszka
Jonatan.E.Jurkowski: „Pesvebi (Roots)“,2025, a textile book in embroidery technique about the situation in Georgia, a country that has such a strong culture that it cannot be suppressed, the colorful roots will stay alive; photo Katarzyna Reszka